The Velvet Underground
Der gebürtige New Yorker Lou Reed, der damals als Songwriter bei Pickwick Records unter Vertrag stand, gründete Velvet Underground 1965 mit seinem Uni-Kollegen Morrison und dem aus Wales stammenden, klassisch ausgebildeten Musiker Cale in New York City, USA. Maureen Tucker kam durch ihre Freundschaft mit Morrisons kleiner Schwester als Nachfolgerin am Schlagzeug für Angus McLise in die Gruppe. Nach einem frühen Auftritt im Café Bizarre lernte die Band Andy Warhol kennen, der fortan als Impressario und 'Produzent' an den Aktivitäten beteiligt war. Er sorgte dafür, dass die Deutsche Christa Päffgen alias Nico drei Songs auf dem Debütalbum singt. Danach wurde sie von Reed und Cale aber aus der Band geworfen und Velvet Underground emanzipierten sich vom Warhol-Umfeld. Nach dem zweiten Album drängte Lou Reed John Cale aus der Gruppe, um alleiniger kreativer Kopf zu sein. Cale wurde durch Doug Yule ersetzt. Während der Aufnahmen zu Loaded wird Tucker schwanger und schließlich steigt 1971 auch Reed aus. Yule führt den Bandnamen wenige Jahre weiter, ohne dass man die Resultate noch als Werke von Velvet Underground ansehen kann.
1972
Die epochale Wirkung von Velvet Underground geht gleichermaßen auf die Texte Lou Reeds wie die Musik der Band zurück. Letztere war ungewohnt Noise und Feedback-lastig, ein Gegensatz zur Hippie-Bewegung, aber auch zu Rockgruppen wie den Beatles und den Rolling Stones. Die Lyrics waren noch weiter vom Standard entfernt: das Debutalbum erzählt vom seedy underbelly der City und beinhaltet beispielsweise eine achtminütige Ode an Heroin (die so perfekt beschreibt, dass jeder spätere Drogensong überflüssig erscheinen mag), über Treffen mit seinem Dealer ("Waiting For My Man"), einen S&M-Song ("Venus In Furs") und Geschichten über käufliche Liebe ("There She Goes Again") – allesamt Themen, die in dieser Deutlichkeit von niemandem bis dato besungen worden waren. Passend dazu waren die ersten Auftritte von The Velvet Underground von Andy Warhol bewusst schockierend inszeniert. Unter anderem traten sie, begleitet von peitschenschwingenden, in S&M-Dress gekleideten Sideshowtänzern, in Warhols Exploding Plastic Inevitable Performance-Show auf und entwickelten sich zu einem zentralen Ereignis im Rahmen von Warhols Factory.
Das Anderssein von Velvet Underground ging mit dem kommerziellen Misserfolg Hand in Hand. Wohl keine derart einflußreiche Band der Musikgeschichte hatte zu ihrer aktiven Zeit so wenig kommerziellen Erfolg wie The Velvet Underground. Das zweite Album "White Light / White Heat" (der Titelsong handelt diesmal nicht von Heroin, sondern von Speed) war noch kompromißloser als das schon sperrige Debut, erst mit dem dritten, selbstbetitelten Album schlug die Band – nun ohne John Cale – eine melodiösere Richtung ein. Bezeichnend ist trotzdem, dass viele Pop-Perlen, die Reed in dieser Zeit schrieb nicht auf die Alben genommen, sondern erst Jahrzehnte später veröffentlicht wurden (wie "Stephanie Says").
Inhaltsverzeichnis
Kollaborationen
- Frühe Auftritte wurden begleitet von Performance-Kunst der Warhol Familie. The Velvet Underground traten als Teil der Exploding Plastic Inevitable auf
Genres
Line-Up
- John Cale (Bass, Viola, Keyboard, bis 1968)
- Sterling Morrison (Gitarre, Bass)
- Lou Reed (Gitarre, Gesang)
- Moe Tucker (Schlagzeug, selten Gesang)
- Nico (Stimme, 1966/67)
- Doug Yule (Bass, Gitarre, Backing Vocals, ab 1968)
Diskografie
LPs
- (1967) The Velvet Underground & Nico (Verve Records)
- (1968) White Light White Heat (Verve)
- (1969) The Velvet Underground (MGM)
- (1970) Loaded (Atlantic)
- (1984) VU (Aufnahmen von 1968-70, Verve / Polygram)
- (1986) Another View (Aufnahmen von 1967-79, Verve / Polygram)
Singles/EPs (USA)
- (1966) All Tomorrow's Parties/I'll Be Your Mirror
- (1966) Sunday Morning/Femme Fatale
- (1968) White Light White Heat/Here She Comes Now
- (1968) Here She Comes Now/I Heard Her Call My Name
- (1969) What Goes On Now/Jesus
- (1970) Who Loves the Sun/Oh Sweet Nuthin'
Charts
Jahr | Titel | Charts | |||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
D | US | UK | A | CH | S | F | NOR | FIN | NZ | ||
1967 | The Velvet Underground & Nico | - | 171 | - | - | - | - | - | - | - | - |
1968 | White Light/White Heat | - | 199 | - | - | - | - | - | - | - | - |
1985 | VU | - | 85 | - | - | - | 36 | - | - | - | - |
1985 | The Velvet Underground | - | 197 | - | - | - | - | - | - | - | - |
1993 | Live MCMXCIII | - | 180 | - | - | - | - | - | - | - | - |
Jahrescharts
Jahr | Titel | Kritiker Charts | Leser Charts | |
---|---|---|---|---|
NME | Spex | Spex | ||
1985 | V.U. | - | ||
1986 | Another View | 23 |
All-Time-Charts
- 1 in Lieblingsplatte der SPEX-Leser, die älter als 10 Jahre ist (Spex, 1989)
- 1 in Platte, die SPEX-Lesern am meisten bedeutet (Spex, 1989)
- 3 in Top 100 Alternative Albums (Spin, 1995)
- 3 in Die 100 Platten des Jahrhunderts (Spex, 1999)
- 4 in Die 500 besten Alben aller Zeiten (Rolling Stone (D), 2004)
- 9 in 100 Greatest Albums Of All Time (NME, 2003)
- 13 in The 500 Greatest Albums of All Time (Rolling Stone (US), 2003)
- 14 in Die besten Alben aus 5 Jahrzehnten (Rolling Stone (D), 1997)
- 100 in 150 Platten für die Ewigkeit (Visions, 2005)
- gehört in The Essential Rock Collection (Rolling Stone (US), 1997)
- ist eine von Die 50 besten und wichtigsten Debütalben (Musikexpress, 2006)
- ist eine von Die 25 besten Platten des "Summer Of Love" (Musikexpress, 2007)
- White Light, White Heat
- 11 in Lieblingsplatte der SPEX-Leser, die älter als 10 Jahre ist (Spex, 1989)
- 41 in Die 100 Platten des Jahrhunderts (Spex, 1999)
- 292 in The 500 Greatest Albums of All Time (Rolling Stone (US), 2003)
- The Velvet Underground
- 21 in 100 Greatest Albums Of All Time (NME, 2003)
- 25 in Die 100 besten Alben 1969 – 2009 (Musikexpress, 2009)
- 29 in Lieblingsplatte der SPEX-Leser, die älter als 10 Jahre ist (Spex, 1989)
- 41 in Top 100 Alternative Albums (Spin, 1995)
- 314 in The 500 Greatest Albums of All Time (Rolling Stone (US), 2003)
- Loaded
- 14 in Top 100 Albums of the 1970s (Pitchfork, 2004)
- 32 in Die 100 besten Alben 1969 – 2009 (Musikexpress, 2009)
- 36 in Die 500 besten Alben aller Zeiten (Rolling Stone (D), 2004)
- 109 in The 500 Greatest Albums of All Time (Rolling Stone (US), 2003)
- gehört in The Essential Rock Collection (Rolling Stone (US), 1997)
- 1969 (live)
- 34 in Lieblingsplatte der SPEX-Leser, die älter als 10 Jahre ist (Spex, 1989)
- 89 in Top 100 Alternative Albums (Spin, 1995)
- 27 I'm Waiting For The Man
- 59 Sunday Morning
- 77 Heroin
- 124 Venus In Furs
- 148 Sister Ray
Kompilationsbeiträge
- 2002 Stephanie Says auf The Royal Tenenbaums (O.S.T.)
- 2008 I'm Sticking With You auf Juno (O.S.T.)
Referenzkasten
- Venus In Furs: hat seinen Titel vom gleichnamigen Buch von Leopold Sacher-Masoch
- White Light / White Heat: meint Speed
Referenzen anderer
- Das All Tomorrow's Parties Festival wurde nach einem Song von V.U. benannt.
- Der Film Jesus' Son wurde nach einer Zeile aus "Heroin" benannt: and I feel just like Jesus' Son
- Die Supergroup The Venus in Furs im Film Velvet Goldmine wurde nach dem V.U.-Song benannt.
- Folgende Bands haben Songs über Velvet Underground veröffentlicht:
- Velvet Underground – Jonathan Richman
- Velvet Underground – Television Personalities
- Doug Yule's Velvet Underground – Darren Hayman
- My Velvet Underground – Palestar
Trivia
- Alle Bandmitgliedern verfolgten bzw. verfolgen erfolgreiche Solo-Karrieren, nur Morrison verabschiedete sich aus dem Musikgeschäft und wurde Uni-Dozent.
- Im Film "I Shot Andy Warhol" werden The Velvet Underground von Yo La Tengo dargestellt.
- In dem Film "The Science Of Sleep" wird das Lied "After Hours" unter dem Titel "If You Rescue Me" gecovert
Referenzbands
- wurden beeinflusst von: Rock'n'Roll, Blues, Minimal Music, Experimentelle Klassik
- beeinflussten:
Coverversionen
The Velvet Underground werden gecovert von
- Atlas Sound – "I'll Be Your Mirror"
- El Perro del Mar – "I Found A Reason"
- Bryan Ferry – "All Tomorrow's Parties"
- Galaxie 500 – "Here She Comes Now" (live, auf "Copenhagen")
- Jane's Addiction – "Rock & Roll" (auf dem Live-Album "Jane's Addiction")
- Joy Division – "Sisterray"
- Monster Magnet – "Venus In Furs"
- Dave Navarro – "Venus In Furs"
- Nick Cave & The Bad Seeds – "All Tomorrow's Parties" (auf Kicking Against The Pricks)
- Nirvana – "Here She Comes Now"
- Palehorse/Palerider – "All Tomorrow's Parties" (Hier geht's zum königlichen Ständchen!)
- Permanent Confusion – "All Tomorrow's Parties" (live)
- Rainy Day – "I'll Be Your Mirror"
- Rilo Kiley – "After Hours"
- Siouxsie & The Banshees – "All Tomorrow's Parties"
- Sodastream – "Pale Blue Eyes"
- Crystal Stilts – "The Temptation Inside of Your Heart"
All Tomorrow's Parties wird hin und wieder als so etwas, wie eine Reifeprüfung für Bands oder Acts verstanden, die Coverversionen anfertigen, Stepping Stone auf dem Weg zum Singer/Songwriter.