Post-Rock
Abgrenzung | |
Ursprünge: | Progressive Rock, Experimental Rock |
Herkunft: | Chicago |
Zeitraum: | seit Anfang der 1990er |
Anders als: | Postpunk, Post-Hardcore, Shoegaze |
Post-Rock (engl. ausgesprochen) bezeichnet eine Spielart der experimentellen Rockmusik, die in der Tradition von Progressive Rock und Fusion-Jazz einen Gegenentwurf zu herkömmlichen Songstrukturen entwickelt.
Inhaltsverzeichnis
Einführung und Geschichte
Der Begriff Post-Rock wurde von dem Musikjournalisten Simon Reynolds für die neuartig klingende Band Bark Psychosis 1994 „erfunden“. Die Musik von Bark Psychosis stand gewissermaßen in der Tradition der späten Talk Talk, die mit ihrem 1991 erschienenen, letzten Album „Laughing Stock“ neue musikalische Wege erkundet hatten und neben Slint und deren im gleichen Jahr veröffentlichten „Spiderland“ als eigentliche Pioniere des Genres angesehen werden müssen.
Der anfangs noch sehr vage Begriff Postrock mauserte sich allerdings erst mit der Veröffentlichung des zweiten Albums „Millions Now Living Will Never Die“ der Chicagoer Band Tortoise zu einem richtigen Genre. Der Spiegel schrieb zu dem Album 1996:
- „Dies ist die Popsaison der seltsamen Menschen und einer noch viel seltsameren Musik: Unter dem merkwürdigen Namen Tortoise kreuzt eine amerikanische Instrumentalistenband Punk und Freejazz, und die Kritiker feiern den gefälligen Waber-Sound verzückt als Aufbruch in die Ära des "Post-Rock".“[1].
Fortan subsumierte man unter dem Begriff Post-Rock verschiedenste musikalische Strömungen, bei denen sich ähnliche Herangehensweisen an die Musik identifizieren lassen. Elementar für das Genre sind ausufernde Lieder jenseits der Drei-Minuten-Dreißig-Markierung und ein ausgelassenes Spiel mit Dynamik und repetitiven Klangstrukturen. Rein instrumentale Arrangements sind im Post-Rock besonders häufig anzutreffen, Stimme kommt wenn, dann in Sprachsamples (bspw. bei Godspeed You! Black Emperor) oder in einer den Instrumenten gleichwertigen Funktion (z.B. bei Sigur Rós) vor. Die Instrumentierung bei Postrock-Bands ist häufig weniger konventionell als bei Standard-Rockbands, neben klassischen Instrumenten (bevorzugt Cello, seltener Geige oder Trompete) werden insbesondere auch Synthesizer, Laptops und Samples (gerne von Klaus Kinski in „Aguierre“) einbezogen. Diese Merkmale weisen schon daraufhin, in welcher Tradition das Genre steht. Viele Postrock-Musiker machen keinen Hehl daraus stark vom Krautrock beeinflusst zu sein.[2]
Die Performance von Postrock-Musikern auf der Bühne ist meistens spärlich, dafür wird häufig die Musik durch Videoprojektionen ergänzt (bspw. bei den Red Sparowes[3]).
Als Epizentren des Genres lassen sich vor allem Chicago (USA), Montréal (Kanada), Island und eventuell auch Weilheim ausmachen. In Chicago gruppierte sich die Szene hauptsächlich um die Labels Thrill Jockey, Drag City und Kranky und in Montréal um das Musikerkollektiv des Labels Constellation. Auch ein Großteil der aus Island stammenden Musik, die im Ausland Beachtung gefunden hat, lässt sich in die Schublade Postrock einordnen; ebenso passt der Begriff zu einigen Bands des Weilheim-Kollektivs. In den letzten Jahren hat auch das Berliner Label Sinnbus einige sehr postrockige Platten veröffentlicht. Insgesamt lässt sich aber feststellen, dass das Genre längst kein lokales Phänomen einzelner Regionen ist, sondern sich in der kompletten abendländischen Welt großer Popularität erfreut. Einen guten Überblick bieten die Jahrescharts und Kompilationen des E-Zines The Silent Ballet.
Verwandte Genres
Zu den nahen Verwandten des Postrocks gehören Drone(-Rock) (Earth, Khanate), Mathrock (Don Caballero, Battles), Sludge (Isis, Neurosis) und Indietronics (im Stil von múm, Efterklang).
Wichtige Akteure, Bands und Alben
Wichtige Alben:
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weitere wichtige Alben[4]:
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Vorläufer
Wichtige Labels
- Kindercore (Athens, USA)
- Drag City (Chicago, USA)
- Thrill Jockey (Chicago, USA)
- Touch and Go Records (Chicago, USA)
- Quarterstick Records (Chicago, USA)
- Kranky (Chicago, USA)
- Temporary Residence Limited (New York City, USA)
- Constellation Records (Montréal, Kanada)
- Southern Records (London, England)
- Denovali (Bochum, Deutschland)
- Golden Antenna Records (Hessen, Deutschland)
- Sinnbus (Berlin, Deutschland)
Medien
- After the Post Rock [1] (englischsprachiges Forum)
- The Silent Ballet [2] (englischsprachiges E-Zine)
- Postrock-Spezial auf intro.de
Weitere Post-Genres
Post- (Präfix), Post-Punk, Post-Techno, Post-Grunge, Post-Hardcore, Post-Hip-Hop, Post-Metal, Post-Industrial, Post-Dubstep, Postserielle Musik, Postdigital, Postmoderne, Post-Brit-Pop, Post-Disco
Einzelnachweise
- ↑ Der Spiegel; Ausgabe vom 15.04.1996
- ↑ http://www.intro.de/kuenstler/interviews/23063324/aus-dem-kraut-geschossen-postrock-spezial-die-anfaenge
- ↑ http://vimeo.com/13289902
- ↑ http://www.listology.com/list/essential-post-rock
Weblinks
- Tobias Ruderer – Post-Rock, Chicago School, Jim O'Rourke. Über Materialbehandlung in der Avantgarde der populären Musik (2006) [3] pdf, etwa 100 Seiten bei der Universität Lüneburg
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